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20.05.2021

 

Impfung gegen SarsCoV2 für Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf

Es ist erfreulich in welch kurzer Zeit Impfstoffe entwickelt wurden, für die in Zulassungsstudien eine gute Wirksamkeit zur Verhinderung von SarsCoV2 Infektionen gezeigt wurde. Die bisherige Datenlage zur Sicherheit der Impfstoffe weist darauf hin, dass schwere Nebenwirkungen selten sind.

Ich empfehle Menschen mit höherem Alter oder einer relevanten Begleiterkrankung (siehe Abbildung 1 vom RKI) eindeutig eine Impfung gegen SarsCoV2, sofern keine Allergien gegen Inhaltsstoffe der Impfung bekannt sind. Ihr Risiko für einen schweren Verlauf im Falle einer SarsCoV2 Infektion ist aus meiner Sicht deutlich höher als das Risiko für Nebenwirkungen durch die Impfung.

Alle Patienten dieser Risikogruppen, die bereits bei uns in Betreuung sind und die trotz Registrierung beim Impfzentrum oder Nachfrage bei Ihrem Hausarzt noch keinen Impftermin erhalten haben, können sich bei uns für eine Impfung melden.

Impfung gegen SarsCoV2 für Menschen ohne erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zum eigenen Schutz

Die Gefahr für einen schweren Verlauf im Falle einer SarsCoV2 Infektion ist umso geringer, je jünger die Menschen sind, entsprechend nimmt der Nutzen einer Impfung ab. Menschen aus dieser Gruppe sollten aus meiner Sicht eine Impfung erhalten, wenn Sie dies nach individueller Aufklärung über Nutzen und Risiko aus gesundheitlichen Gründen wünschen. In meiner Sprechstunde stelle ich fest, dass viele Menschen unnötig große Ängste vor Impfung oder Infektion haben. Die meisten Menschen ohne erhöhtes Risiko werden sowohl bei einer Infektion als auch bei einer Impfung keinen bleibenden Schaden erleiden.

Impfung gegen SarsCoV2 für Menschen ohne erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zum Schutz von anderen

Wenn Sie regelmäßigen, engen Kontakt zu einem Menschen haben, der zur Risikogruppe gehört und sich nicht impfen lassen kann, ist eine Impfung sinnvoll, da zwar keine sterile Immunität, aber eine Reduktion der Infektiosität durch die Impfung angenommen werden kann. 

Grundsätzlich sollte berücksichtigt werden, dass momentan nicht bekannt ist, wie lange die Immunität nach Impfung oder Infektion anhält. Mutationen sind bei Coronaviren zu erwarten, ob eine rasche Elimination des Virus gelingt, ist selbst bei hoher Impfquote fraglich. So hat die EU bereits weitere 900 Millionen Impfdosen bei Biontech bestellt, die bis 2023 geliefert werden sollen. 

Wenn eine Impfung nicht in erster Linie dem Schutz des Impflings dient, sondern der Eindämmung einer Pandemie, muss ein noch höheres Augenmerk auf zuverlässige Sicherheitsdaten gelegt werden, die momentan noch nicht in dem sonst üblichen Umfang vorliegen.

Impfung für Menschen nach SarsCoV2 Infektion

Bei Patienten mit durchgemachter Infektion ist laut RKI aufgrund der "verfügbaren klinischen und immunologischen Daten eine Schutzwirkung für mindestens 6 bis 8 Monate" anzunehmen. In Studien wurde eine verstärkte Immunantwort durch die Impfung auch bei durchgemachter Infektion beobachtet, deren Bedeutung für den Alltag aktuell nicht abschließend beurteilt werden kann. Die Bestimmung von SarsCoV2 IgG/IgA Antikörpern (Selbstzahlerleistung) kann zur Beurteilung der Immunität hilfreich sein. Dies trifft auch auf Menschen zu, die Symptome hatten, die auf eine abgelaufene, aber nicht diagnostizierte Infektion mit SarsCoV2 hinweisen.

Impfung gegen SarsCoV2 für Menschen mit dem Wunsch "Ihre Freiheit wieder zu erhalten"

Immer mehr Menschen möchten sich impfen lassen, um „ihre Freiheit wieder zu erlangen“. Aus medizinischer Sicht ist dies kein Grund für eine Impfung. Wer sich einer solchen Regelung durch die Regierung beugt, gibt seine Grundrechte ab und muss damit rechnen, diese bei nachlassender Wirkung der Impfung wieder zu verlieren.

Wenn Menschen nachweisen müssen nicht infektiös zu sein, um Ihre Grundrechte zu behalten, stellt dies eine nicht akzeptable Beweisumkehr dar. Der Staat steht in der Pflicht nachzuweisen, dass Einschränkungen der Grundrechte zielführend und verhältnismäßig sind, dies ist bisher aus meiner Sicht für viele Maßnahmen nicht ausreichend geschehen.

Zusammenfassung

Ich bin dankbar, dass es Impfstoffe gegen SarsCoV2 gibt und empfehle diese umso mehr, desto höher das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf ist. Eine direkte oder indirekte Impfpflicht (über Einschränkung von Grundrechten für Nicht-Geimpfte) lehne ich ab.

Ich bin kein Impfgegner, meine Kinder sind gegen die üblichen Infektionskrankheiten geimpft. Ich distanziere mich von Kollegen, die Impfungen generell ablehnen. Doch wenn man sich an den in der Medizin geltenden Grundsatz „Primum nihil nocere“ hält, also eine Behandlung nur dann durchführt, wenn der zu erwartende Nutzen eindeutig grösser ist als der zu erwartende Schaden, muss man eine Impfung gegen SarsCoV2 umso zurückhaltender empfehlen, je jünger und gesünder ein Mensch ist.

20.5.2021

Risikofaktoren für COVID19.PNG
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